Der Anteil von Kaiserschnitten bei Geburten nimmt immer weiter zu, kamen in Deutschland 1990 noch 15,7 Prozent aller Kinder auf diesem Wege zur Welt, waren es 2009 30,3 Prozent. In der Türkei liegen die Werte bei über 40 Prozent, der europäische Durchschnitt liegt bei 25,5 Prozent. Die skandinavischen Länder und die Niederlande drücken den Wert deutlich, dort liegen die Raten bei ca. 16%.
Die WHO sagt, dass bei 15 Prozent der Geburten ein Kaiserschnitt medizinisch zu empfehlen sei.
Die Gründe sind zahlreich und von Land zu Land verschieden. Immer weniger Hebammen, die immer mehr Frauen betreuen und ein Gesundheitssystem, das für einen Kaiserschnitt mehr bezahlt als für eine natürliche Geburt. Da wird dann häufig schneller Mal ein Kaiserschnitt gemacht, als wirklich nötig. Viele Experten sagen, es hängt besonders damit zusammen, dass wir Geburt nicht mehr erleben, dort wo Kleinfamilien die Regel geworden sind. Auch spricht man wenig über die Geburt, gilt es vielen als zu intim, manche sind auch sprachlos, sogra traumatisiert. Dadurch entstehen Ängste. Ich erinnere mich, dass bei meinem Geburtsvorbereitungskurs die Hebamme fragte, mit welchem Gefühl wir hier seien und der Großteil der Anwesenden Adjektive wählte, die mit Sorge, Angst und Unsicherheit verknüpft waren. Besonders in Schwellenländern wie Brasilien oder der Türkei gehört es für die Mittel- und Oberschicht schon fast zum guten Ton, eine geplante Geburt zu haben. Die Artedokumentation zeigt besonders die Situation in Brasilien auf, Deutschlandradio blickt in die Türkei.
Ein Kaiserschnitt ist nicht mit der Geburt vorbei
Ich habe selbst zu den 30 Prozent beigetragen, aber unfreiwillig und medizinisch indiziert. Meine Tochter war ein Sternguckerkind, was eine natürliche Geburt nicht unmöglich macht. Wir haben es auch probiert, 39 Stunden, aber der Kopf hat sich nicht in den Geburtskanal gedreht. In dem Moment, wo die Hebamme mir sagte, es wäre ein Kaiserschnitt nötig, war ich erleichtert, ich war einfach fertig, aber im Nachhinein würde ich ihn nicht freiwillig wählen. Die Krankenschwestern, die mir freundlich, aber resolut (und das war auch nötig, sonst wäre ich nie aufgestanden) beim ersten Aufstehen geholfen haben, sagten: Ein Kaiserschnitt ist eine der schmerzhaftesten Wunden, aber auch eine die sehr schnell heilt. Diese Aussage kann ich voll und ganz unterschreiben, auch wenn ich es ihnen in dem Moment nicht geglaubt habe, so höllisch weh tat es. Es gibt einige Dinge, mit denen man die Heilung der Wunde und der Narbe unterstützen kann.
Beim Kaiserschnitt wird die Bauchdecke, die Muskeln, die Synapsen alles einmal komplett durchtrennt, dadurch funktioniert besonders der Abtransport von Gewebeflüssigkeit nicht mehr richtig und man bekommt eine Art Beule über der Narbe. Liegen soll man im Wochenbett ja sowieso ganz viel und sich schön bedienen lassen (und nicht wie ich und viele andere aufgekratzt durch die Wohnung laufen und Dinge erledigen). Im Liegen lastet weniger Druck auf der Wunde und sie schmerzt dadurch weniger. In den ersten Wochen soll außerdem mehrmals täglich das Becken hochgelegt werden, damit die Flüssigkeit abfließen kann.
Rund zwei und drei Monate nach der Geburt war ich bei meinem Osteopathen, der besonders die Blasenregion, die durch die Operation in Mitleidenschaft gezogen wurde, behandelt hat. Generell fühle ich mich nach Osteopathie, Shiatsu oder Cranio Sakral Behandlungen mehr bei mir und schwebe förmlich aus dem Behandlungsraum. Besonders nach einer Geburt und einem Kaiserschnitt kann solch eine den ganzen Körper einbeziehende Behandlung helfen.
Johanniskrautöl, Schüsslersalbe und vor allem Moxen hilft bei der Narbenheilung
Sobald die Klammern oder Fäden entfernt sind, kann man beginnen die Narbe jeden Abend mit Johanniskrautöl einzureiben und zu massieren. Johanniskrautöl ist ein rotes Öl, von dem man sagt, das es auch in tiefen Gewebsschichten wärmt. Auf jeden Fall pflegt es die Narbe und die Massage unterstützt den Abtransport von Gewebeflüssigkeit. Nachdem die Narbe gut verheilt ist kann man auf die Schüssler Salbe No. 1 Calcium Fluoratum umsteigen, die benutze ich bis heute jeden Abend.
Den allergrößten Effekt jedoch hat Moxen. Wie bei der Akupunktur werden die Meridiane behandelt, nur hierbei mit Wärme. Ich bin mit dieser Methode aus der traditionellen chinesischen Medizin seit meiner Kindheit vertraut, da meine Patentante diese Technik im Rahmen ihrer Shiatsu-Ausbildung lernte und ich als Kind oft damit behandelt wurde, besonders der berühmte Erkältungspunkt zwischen Daumen und Zeigefinger. Meine Tante behandelt damit seit Jahrzehnten Narben mit großem Erfolg, so auch die Kaiserschnittnarbe meiner Mutter von meiner Geburt, von der nicht mehr als ein zarter weißer Strich übrig geblieben ist.
Eine Moxazigarre besteht aus Beifuß. Man entfacht sie an einer brennenden Kerze, dabei immer wieder auf die Spitze pusten, bis die gesamte Fläche rot glüht. Ich mag den Geruch der Zigarre sehr gerne, es ist eine Kindheitserinnerung, trotzdem mache ich lieber das Fenster auf. Beim Kauf sollte man auf die raucharme Variante achten.
Die Wärme der Moxazigarre erreicht auch die tiefen Gewebsschichten
Man beginnt etwa einen Zentimeter auf beiden Seiten neben der Narbe zu behandeln, man nennt dies Öffnen. Dabei hält man die Zigarre wie einen Stift circa einen Zentimeter über der Haut. Ziel ist ein angenehmes gut warmes Gefühl, der Effekt wird nicht größer, wenn man wartet bis es zu heiß wird. Man lässt die Zigarre immer über einem circa zwei Zentimeter großen Abschnitt hin und her gleiten, bis sich das warme Gefühl eingestellt hat.
Besonders zu Beginn der Behandlung darf man überrascht sein, wie lange es dauert bis man irgendeine Wärme spürt. In der TCM sagt man, dass der Punkt keine Energie hat. Sobald man die Seiten geöffnet hat, arbeitet man sich Zentimeter für Zentimeter über die gesamte Narbe entlang. Sobald man mit den Abschnitten fertig ist, also alles warm geworden ist, führt man die Zigarre noch ein paar mal langsam über die gesamte Narbe, dabei sollte man gleichmäßige Wärme spüren. Wenn nicht, wird der entsprechende Abschnitt nochmals nachbehandelt.
Zu guter letzt wandert man noch ein paar Mal einen Zentimeter über und unter der Narbe entlang. Zwischendurch klopft man die Asche immer wieder ab, ich nehme dazu einfach einen Blumentopfuntersetzer aus Ton und klopfe auf den Rand (das durfte ich als Kind in der Praxis meiner Tante schon immer machen). Um die Zigarre zu löschen besorgt man sich entweder einen Zigarrenlöscher oder steckt sie in einen großen Blumentopf mit einigermaßen trockener Erde, die abgekühlte Spitze bricht man einfach ab.
Besonders in der ersten Zeit sollte man diese Behandlung jeden zweiten Tag wiederholen, wenn man dran bleibt stellt sich super schnell ein tolles Ergebnis ein. Die Synapsen verbinden sich wieder, die Flüssigkeitsbeule verschwindet. Und vor allem wird die Narbe heller und weicher, bis man sie irgendwann gar nicht mehr bemerkt.
Als Hebamme behandel ich oft Sectio- Narben. Damit die Frauen sich wieder vollständig und nicht durchgeschnitten zu fühlen, bekommen sie, wenn das passt. Staphisagria.. Ich wähle das Narbenpflegeöl aus der Kemptner Apotheke für die Frauen zum einreiben nachdem die Fäden rückresorbiert sind.
Danach eine Cranio- Sakrale Behandlung, die ich den Frauen gerne zeigen zum selbsterfühlen. Auch bekommen manche Narbengitter Tapes.
Liebe Anita, vielen Dank für deine Ergänzungen. Was ist denn der Unterschied bei dem Narbenpflegeöl, das du verwendest. Und ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich zweimal bei der Osteopathie war nach der Geburt und dass das sehr gut getan hat, das werde ich noch einfügen. Liebe Grüße, Katharina