Literaturtipp: Weg des Lichts

Irgendwo im Internet las ich über das Buch Weg des Lichts von Frédérick Leboyer, dass die Leserin überrascht gewesen sei, dass ein Mann so einfühlsam über Schwangerschaft und Geburt schreiben könne. Doch Frédérick Leboyer ist nicht irgendein Mann, sondern ein französischer Geburtshelfer und Gynäkologe, der viele heute selbstverständliche Ansätze in Europa eingeführte.

Von ihm stammt zum Beispiel das Konzept der Sanften Geburt, bei der das Baby direkt nach der Geburt auf die Brust der Mutter gelegt wird – und erst nach einer Zeit des Ankommens und Kennenlernens für die ersten Untersuchungen beiseite genommen wird.
Auch hat er die Technik nach Europa gebracht, Babys von Geburt an regelmäßig zu massieren, um die Bindung zu den Eltern zu fördern und das Baby in seiner Entwicklung zu unterstützen.

Viele seiner Konzepte sind durch seine ausgiebigen Reisen durch Indien inspiriert. Dort lernte der heute 98-jährige auch Yoga kennen, das er selbst immer noch regelmäßig praktiziert. Sein Buch Weg des Lichts ist ein Yoga-Buch für Schwangere in dem er die Tochter Vanita des indischen Yoga-Lehrers B. K. S. Iyengar während der letzten Tage ihrer Schwangerschaft bei ihrer täglichen Yoga-Praxis begleitet. Erfahreneren Yogis mag vielleicht die von Iyengar begründete Form des Hatha Yoga begannt sein.

Als Buch, das zum Yoga für Schwangere anleitet, ist Weg des Lichts eher für erfahrenere Yogis sinnvoll. Doch meiner Meinung nach, ist Leboyers Buch vielmehr eine wunderbare Lektüre für werdende Eltern als Vorbereitung für die Geburt, denn vor allem die poetischen Texte machen das Besondere dieses Buches aus. Darin wendet sich Leboyer direkt an die schwangere Vanita und leitet ihre Yoga-Praxis an. Und er schreibt über die Geburt selbst, beantwortet jene Fragen, die Frauen vor der Geburt, im Kopfe sind.

„Wenn du wirklich begriffen hast, was das ist, Loslassen,

Hingabe,

wenn alles in deinem Körper offen, frei und entspannt ist,

auch der Mund, der Hals, die Hände, die Augen,

dann brauchst du im Grunde nichts mehr zu tun.

Es ist wie in der Liebe:

Öffne dich und lass es geschehen.

Lass das Kind zur Welt kommen.

Es genügt schon, dass du ihm nichts entgegensetzt,

dass du dich nicht fürchtest, dich nicht verwirren lässt

von der Kraft, der ungeheuren Gewalt,

mit der das Kind geboren werden will.“

Die Lektüre von Weg des Lichts kann deswegen eine schöne Auszeit für werdende Eltern, und insbesondere für die Schwangere sein, um sich auf die Geburt einzustimmen und eine Bindung zu dem Ungeborenen aufzubauen – und vielleicht inspiriert Leboyer damit auch die eine oder andere Yoga-unerfahrene Schwangere dazu einmal eine Yogaklasse für Schwangere zu besuchen, um das wovon man in dem Buch zu lesen ist auch in der Praxis zu erfahren.

Für bereits Yoga-Erfahrene ist das Buch darüber hinaus eine schöne Einladung einzelne Yoga-Positionen intensiver zu praktizieren und dadurch in einen Zustand der Kontemplation zu gelangen.

Meine Ausgabe aus dem Kösel-Verlag hat mir meine Mutter zur Schwangerschaft weitergereicht. Diese ist nicht mehr neu erhältlich, findet man aber in einem gut sortierten Antiquariat.

 

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