Das praktische am Stillen ist, dass man immer alles dabei hat, keine Utensilien und Zeit braucht, um die vielen Mahlzeiten, die das Baby über den Tag benötigt, zuzubereiten. Die Kehrseite der Medaille ist nun aber, dass damit die Mutter zur exklusiven Nahrungsgeberin wird. Eine Aufgabe, um die Väter die Mütter auch manchmal beneiden, entsteht dadurch doch eine ganz besondere Bindung und Nähe zwischen Mutter und Kind. Diese Exklusivität bringt mit sich, dass Mutter und Kind unzertrennlich auftreten, solange denn der Wunsch besteht, das Kind voll zu stillen. Doch eine gelegentliche Verschnaufspause und ein bisschen Zeit für sich vermehren den Wunsch nach größerer Flexibilität, wenn es ums Füttern geht.
Warum eigentlich abpumpen?
Die ersten zwei Monate habe ich nicht den Wunsch verspürt irgendwo ohne meine Tochter zu sein, doch dann kamen Geburtstagseinladungen von Freunden auf den späten Nachmittag und Abend und ein Blick in den Spiegel, der deutlich sagte, dass die Haare mal wieder geschnitten werden sollten. Und so wichtig ich es finde, ein Kind voll ins eigene Leben und Aktivitäten zu integrieren, manche Orte und Uhrzeiten sind einfach nicht so gut geeignet für ein kleines Baby. Auch der Wiedereintritt in den Beruf, der sicher nicht nur bei mir Termine bereit hält, wo ein Baby die Konzentration aller doch zu sehr durcheinander bringen würde, verlangt nach Flexibilität beim Füttern. Nicht zuletzt kann Krankheit oder ein Unfall ein beständiges Stillen verhindern, wie praktisch ist es da, wenn man einen Milchvorrat im Gefrierschrank anlegen kann. Die Lösung: Eine Milchpumpe. Noch bin ich nicht wieder voll in den Beruf eingestiegen oder ganze Tage abwesend, wo das Abpumpen von Milch dann auch genutzt wird, um einen Milchstau zu vermeiden oder vorzeitiges Abstillen zu verhindern. Deshalb beziehen sich die folgenden Erfahrungen auf die Verwendung einer Milchpumpe parallel zum Stillen.
Aller Anfang ist gar nicht so schwer
Ich muss gestehen, die Milchpumpe stand einige Zeit im Regal, bevor ich sie dann doch hervorgeholt habe; jetzt mit vier Monaten pumpe ich regelmäßig ab und der Vater füttert das Kind, demnächst auch mal die Oma. Dass, besonders die erstmalige, Benutzung der Milchpumpe nicht nur mir etwas schwerfiel, habe ich von einigen Freundinnen gehört. Ich stellte mir das etwas albern und technisch vor, mit diesem Trichter an der Brust und dem rhythmischen Geräusch der Pumpe, je nach eingestellter Stufe an die Geräuschkulisse einer elektrischen Zahnbürste oder eines Epilierers erinnernd. Mir schwirrten auch noch die Zahlen im Kopf herum, die mir meine Hebamme genannt hatte. Wie lang maximal abpumpen? Welche Mengen und wie lange darf man die Milch nochmals zusammenschütten und aufbewahren? Und die Sorge, dass ich abpumpe und genau dann das Baby Hunger hat und nichts mehr da ist. Das kam mir herrlich kompliziert vor, doch so ist es eben gar nicht.
Der richtige Zeitpunkt und die Dauer als Schlüssel zum Erfolg
Der richtige Zeitpunkt zum Abpumpen ist sehr individuell, generell gilt jedoch, in Eile pumpt sich nicht gut ab und der Milchspendereflex muss ausgelöst werden. Um diesen auszulösen kann neben Brust massieren und Wärmeumschlägen auch ein Bild des Kindes helfen, wenn es nicht sowieso mit im Raum ist (letzteres funktioniert bei mir immer). Nach dem Stillen bzw. in einer längeren Stillpause, die mein Baby gerne nachmittags und abends einlegt, funktioniert für mich am besten. Manche pumpen auch während des Stillens die zweite Brust ab, das würde mein leicht abzulenkendes Baby jedoch völlig aus dem Konzept bringen.
Die Empfehlungen meiner Hebamme und der La Leche Liga zur Dauer des Abpumpens stimmen mit meinen Erfahrungen überein: maximal 15 Minuten pro Seite. Besonders, wenn man die Seite abpumpt, an der gerade gestillt wurde, kann das Abpumpen jedoch kürzer ausfallen. Wichtig ist, nicht zu kurz abzupumpen, da man sonst nur die wässrige durststillende Milch sammelt und nicht die fette sättigende, die erst nach ca. drei Minuten produziert wird.
So einfach lässt sich eine Milchpumpe bedienen
Die Maxiswing von Medela ermöglicht beidseitiges Abpumpen (kein Muss) im Batteriebetrieb oder über ein Kabel mit der Steckdose verbunden. Neben der individuellen Vorbereitung sollten folgende hygienischen und technischen Dinge beachtete werden. Das Zubehör zur Milchpumpe muss einmal am Tag sterilisiert werden, ich mache das immer morgens. Dazu einfach alle Teile in einem Topf mit Wasser bedecken, erhitzen und ca. fünf Minuten kochen lassen. Vor und nach jeder Benutzung müssen die einzelnen Teile auseinandergenommen werden und unter warmen Wasser abgespült und abgetrocknet werden.
Wie man die Teile genau zusammensetzt und die Milchpumpe positioniert entnimmt man dem sehr einfachen und klaren Beiblatt. Die Medela-Milchpumpe verfügt über mehrere Modi, vom Stimulations- zum Abpumpmodus, dessen Intensität variiert werden kann. Ich empfehle sich an die höheren Stufen (mehr als Stufe vier habe ich noch nicht probiert) heranzuwagen, anfangs war die Ausbeute bei mir nämlich oft deswegen gering, weil ich eine zu niedrige Stufe gewählt habe.
Wie viel trinkt eigentlich ein Baby? Und wie hebt man die Milch auf?
Die Dauer des Abpumpens bestimmt die abgepumpte Milchmenge nur zum Teil. Der Milchfluss ist bei Frauen individuell, beim Abpumpen oftmals viel geringer, als wenn das Kind an der Brust trinkt. Auch bestimmt die Nachfrage das Angebot, trinkt das Baby viel bzw. pumpt man zusätzlich ab, wird mehr Milch produziert. Besonders, wenn man abzupumpen beginnt, sollte man dem Körper Zeit lassen, sich auf die neue Nachfrage einzustellen, deshalb finde ich es am einfachsten das Abpumpen regelmäßig in den Stillalltag zu integrieren. Als ich das abendliche Abpumpen einmal sein ließ, merkte ich dies schnell an der spannenden Brust.
Meine Hebamme empfahl mir, nicht mehr als 40ml auf einmal abzupumpen, eher 20-30ml und dies eben mehrmals über den Tag verteilt. Hierbei ist zu beachten, dass nur Milch, die innerhalb von maximal 24 Stunden gewonnen wurde zusammengeschüttet werden darf, denn die Milchzusammensetzung ändert sich stetig. Aus hygienischen Gründen darf man immer nur kalte Milch zusammenschütten und nicht die gerade gewonnene warme auf die bereits kalte gießen. Das gleiche gilt, wenn man die Medela Gefrierbeutel nutzt, um die Milch für bis zu sechs Monate einzufrieren: keine warme Milch auf gefrorene geben. Im Kühlschrank kann die Milch maximal drei Tage aufbewahrt werden, dafür die Flaschen an die kälteste Stelle des Kühlschrankes stellen: die Glasplatte über dem Gemüsefach an der Rückwand, dort herrschen die nötigen vier Grad.
Ähnlich wie bei Sahne aus dem Bioladen setzt sich schon nach kurzer Zeit der fettige Teil der Milch oben in der Flasche ab, dies ist kein Hinweis auf verdorbene Milch, genauso wie ein leicht säuerlicher Geruch. Vor dem Aufwärmen muss die Flasche einfach nur geschüttelt werden. Wäre die Milch wirklich verdorben, würde sie vom Kind abgelehnt.
Da die gewonnene Milch nur einmal wieder erwärmt werden darf und innerhalb von 1-2 Stunden verfüttert werden muss, sollte man die angebotene Milchmenge entsprechend portionieren. Ab einem Alter von einem Monat trinkt ein Baby zwischen 60 und 120ml. Dementsprechend erwärmen wir immer erstmal nur ca. 60ml und haben die restliche Menge parat.
Beim Füttern ist die Mutter am besten nicht dabei
Die Milch muss nicht groß in einem extra Fläschenwärmer zubereitet werden, in einem Wasserbad oder unter einem warmen Wasserstrahl ist ebenso möglich, das Ziel ist lauwarm. Wenn man die Mahlzeit gut terminieren kann und nicht unterwegs ist, kann man die Milch auch einfach rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen und auf Zimmertemperatur erwärmen lassen. Auch hier gilt, wenn die Milch zuvor im Kühlschrank war, kann sie dort nicht mehr hin zurück, sondern muss verbraucht werden.
Stillenden Müttern fällt irgendwann auf, dass Babies wenig berechenbar trinken, sowohl was Zeitpunkt, Menge und Dauer angeht, selbst die Abstände sind variabel. Auch zeigt nicht jedes Kind die klassischen kaskadischen Hungermerkmale, meine Tochter ist von Null auf Hundert in wenigen Minuten. Deshalb haben wir bei der Gewöhnung an die Flasche darauf geachtet, dass sie nicht bereits außer sich vor Hunger ist, um keine negativen Gefühle mit der Flasche zu verbinden. Einen wichtigen Trick bekam ich von meinem älteren Bruder, als ich ihm erzählte, dass meine Tochter die Flasche nicht wollte: Die Mutter sollte, vor allem in der Gewöhnungsphase, nicht im Raum sein. Aus der Sicht des Kindes ist das logisch: Warum denn das komische fremde Ding namens Flasche nehmen, wenn die gewohnte Milchquelle da ist. Auch lohnt es sich zur Gewöhnung Uhrzeiten zu wählen, zu denen das Kind gut drauf ist.
Meine Tochter hat sich die Flasche einfach selber geschnappt und hat großen Spaß dabei sie selber zu halten. Ähnlich wie beim Stillen legt sie Trinkpausen ein und zieht den Sauger einfach aus dem Mund. Selbständiges Trinken sollte jedoch nicht das Ziel sein. Da aus den Flaschensaugern die Milch schneller fließt als aus der Brust, sollte das Baby in eine möglichst aufrechte Position gebracht werden, wo es auch gut Augenkontakt aufnehmen kann und die Flasche horizontal gehalten werden.
Die Wahl des passenden Saugers ist von Baby zu Baby verschieden
Das Thema Saugverwirrung kennen einige von der Diskussion um den Einsatz des Schnullers. Generell wird empfohlen diesen nicht vor der siebten Lebenswoche einzusetzen, ähnliches gilt für das Flaschentrinken. Denn: durch einen Sauger trinkt es sich bei weitem unanstrengender als an der Brust. Medela hat deshalb den Calma-Sauger entwickelt, der durch sein Design die Bedingungen der Brust nachempfindet. Um sich zu überzeugen kann man es selber mit Wasser einmal ausprobieren, nur unter Anstrengung kommt dabei etwas heraus. Nur, nicht alle Babys müssen sich an der Brust der Mutter so anstrengen, wie auch meine Tochter, denn die Milch fließt fast zu üppig. Sie hat den Sauger deshalb einfach nicht verstanden, auch passte der recht lange Sauger nicht zu meiner und ihrer Anatomie und sie hat leider mehr gewürgt als getrunken. Medela hält deshalb auch die bekannten Sauger parat mit zwei verschiedenen Flussstärken. Mütter, bei denen die Milch nicht so sprudelt sollten diesen Sauger jedoch unbedingt verwenden, da manche Kinder sonst anfangen die Brust zu verweigern.
Die Möglichkeit Milch abzupumpen hat mir das Maß an Flexibilität und Autonomie gegeben, die es mir ermöglichen mit voller Kraft und Freude Zeit mit meiner Tochter zu verbringen. Und das praktische ist, dass sich das Maß variieren lässt, solange man dem Baby die Möglichkeit gibt das Tempo mitzubestimmen und ihm ausreichend Zeit lässt sich an die neue Futterquelle zu gewöhnen.
Noch ausführlicher erläutert die La Leche Liga alles rund ums Abpumpen und Füttern.
Der Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Medela.
Die Illustration stammt von Lotta Katrine Meyer.
Danke für diesen Beitrag. Dass die Mutter selbst beim Abpumpen nicht im Raum sein sollte, lese ich tatsächlich hier so zum ersten Mal. 🙂 Aber ja, macht durchaus Sinn. Die anfänglichen Probleme beim Annehmen der Flasche kennen vielleicht viele, aber manchmal liegt die Lösung ja so nah, dass man erstmal mit der Nase drauf gestoßen werden muss. 😉